Am 17. März 1969 erschien im Kicker-Sportmagazin ein Sonderbericht über die aktuelle Situation des Freiburger FC
Freiburg - jetzt oder nie
Freiburg erlebt ein Fußballwunder:
Der ruhmreiche FFC, vor einem Jahr noch abstiegsbedroht, drang bis zur Spitzengruppe der Regionalliga Süd vor und hofft nun auf die
Aufstiegsrunde zur Bundesliga!
Eine Reportage von Werner Kirchhofer
Rund 7000 Freiburger fuhren am 1. März nach Karlsruhe, um den FFC in dem Spiel zu unterstützen, in dem es darum ging, entweder im Spitzenkampf der Regionalliga Süs zu bleiben, oder ins Mittelfeld abzurutschen. 15000 kamen eine Woche später ins Möselstadion, um das Schwarzwald-Derby FFC - Villingen zu erleben. 15000 - der derzeitige Kassierer des Freiburger FC kann sich nicht erinnern, bei einem Meisterschaftsspiel so viele Zuschauer und damit soviel Geld gezählt zu haben. Da muß man schon zurückdenken an die Saison 1956/57, als die Freiburger für ein Jahr in der Oberliga Süd spielten, als Bayern München und der 1. FC Nürnberg im Möslestadion auftreten mußten, oder an die Zeit der Endspiele um die Meisterschaft der französischen Zone, als der 1. FC Kaiserslautern, damals noch die "Walter-Elf",
mit dem FFC um die Fußball-Kronedes Gebildes, das französische Besatzungszone genennt wurde, kämpfte.
Abstiegs-Angst! Sie ging in Freiburg in der Saison 1967/68 um: 0:12 Punkte nach den ersten sechs Spielen! Kurz vor Schluß der Vorrunde noch in akuter Abstiegsgefahr! Freiburgs Fußballans verzweifelten an diesem FFC, der große Gelder investiert hatte. Auch Fred Hoffmann, der Fürther Trainer der Freiburger, schien nicht mehr weiter zu wissen. Da geschah das Wunder: die Mannschaft setzte plötzlich zu einer großen Serie an und als die Saison zu Ende war, da stand dieser FFC, um den schon die mehr oder weniger geistreichen Witze kreisten, mit denen man Abstiegskandidaten bedenkt, an neunter Stelle.
Das sportliche Ansehen des FFC war gerettet. Aber die Vereinsleitung war nicht zu beneiden: eine schwere Schuldenlast drückte den Klub. Nur sehr langsam fanden die Zuschauer wieder den Weg zu Möslestadion. Die teuer erworbenen Spieler hatten das Geld nicht eingespielt, das sie gekostet hatten. Geld für neue Einkäufe war nicht da. Zlatko Papec, der jugoslawische Nationalspieler , Held so mancher Partie, in der die Freiburger sich retteten, ging in seine Heimat zurück. Aber die anderen blieben und einen holte man hinzu, weil er billig zu haben war: Karlheinz Mießmer, ein unger Bursche aus Endingen im benachbarten Kaiserstuhl, wo die herrlichen Weine wachsen, ein Jahr beim FC Emmendingen, dann in der Fohlenelf des KSC. Ein Einkauf - aber ein Volltreffer.
Und noch einen Volltreffer erzielte der FFC: Die Verpflichtung von Bernd Oles als Trainer. Er, der gebürtige Hamborner, war der richtige Mann in dieser Zeit, in der es galt, eine spielerisch gut vorbereitete Truppe zusammenzuführen, eine Einheit aus ihr zu machen. Karlheinz Bente, den Gelsenkirchener, im Zivilleben der beste Kumpel, auf dem Spielfeld ein echtes enfant terrible, mit dem Franken Jürgen Billmann, dem Oberbayern Werner Anzill, dem Schwaben Gert Fröhlich, dem Düsseldorfer von de Fenn, mit dem Freiburger Breithaupt. Das war eine Aufgabe, die Oles löste. Die andere: der Mannschaft Selbstvertrauen zu geben, sie auf einen bestimmten Stilfestzulegen, der "ihr Spiel" wurde. Beides löste Oles glänzend. Das Selbsvertrauen ging so weit, daß sie selbst Sperren, über deren Recht man in einigen Fällensehr unterschiedlicher Meinung war, verdaute, daß sie selbst Bente, den für unentbehrlich gehaltenen Spielmacher, entbehren konnte. Man kommt um diese Vorgeschichte nicht herum, willman die heutige Fußball-begeisterung, die ganz Freiburg ergriffen hat, verstehen: nach Jahren des Zuschauens ist man wieder aktiv am geschehen beteiligt, Spiele des FFC werden im Rundfünk übertragen und im Fersehen gezeigt, die Presse nimmt Notitz von dienem Verein - es ist alles wie damals, nicht gerade wie 1907, aber in den |
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Einen guten Griff machte Freiburg mit Trainer Bernd Oles |
Ist es wirklich gleich wie damals? Nein - einige Züge sind abgefahren. Nur die Begeisterung der Fans ist geblieben. |
Die Zahlen mit denen ein Verein rechnen muß, sind andere geworden. Und hier liegt das Problem des FFC: auf der einen Seite drückt nach wie vor eine Schuldenlast, auf der anderen will der Erfolg bezahlt sein. Daraus ergeben sich Kontroversen. Auf der einen Seite steht die Vorstandschaft mit dem erfolgreichen Geschäftsmann Alfons Gutgsell an der Spitze, die vom absolut anerkennenswerten Bestreben getragen ist, den Schuldenberg abzutragen, auf der anderen Seite die Spieler, die die Chance sehen, jetzt Geld zu verdienen und mit ihrer Leistung dazu beitragen, daß der Verein von seinen Schulden herunterkommt.
Das Manko derVorstandschaft in diesem Bemühen um eine Einigung: außer Albert Liechty, dem früheren Torjäger des FFC aus den Zonenligazeiten, und Hans Fangmann, Mitglied der Oberligamannschaft, sitzen in der Vorstandschaft keine ehemaligen Fußballer, die in kritischen Situationen der Mannschaft gegenüber den richtgen Ton finden.
Das Ziel des FFC in dieser Saison: bei der Aufstiegsrunde dabei zu sein. Aufstieg? Alle sind sich darüber klar, welche Veränderungen das für den ganzen Verein mit sich bringen würde. Aber verzichten? Wer wäre schon dazu bereit? Zumal in eine Stadt, deren Verwaltung die aus ihrer Sicht möglichen Voraussetzungen wie Flutlicht, Vergrößereungen usw. schaffen würde!
Ergänzungsbericht von H. Dirschner: "Hoffmann"-Tropfen eine gute MedizinIn Nürnberg wohnt einer, der den Freiburger Höhenflug mit besonderem Interesseund heißem Herzen verfolgt. Er heiß Fred Hoffmann und trainiert die Spielvereinigung Fürth, die ihrerseits nach den Sternen greifen möchte. |